Im Jahr 1632 begann die Geschichte der heutigen Walserschanz mit dem Bau der ersten sogenannten „Schanzen“. Dabei handelte es sich um einfache, aber wirkungsvolle Verteidigungsanlagen, die errichtet wurden, um das Kleinwalsertal vor feindlichen Angriffen der Schweden zu schützen. Die Talenge nahe der heutigen Grenze machte den Ort zu einem strategisch bedeutsamen Zugangspunkt – sowohl militärisch als auch wirtschaftlich.
Bereits 1646 wurde die Verteidigungsanlage durch den Bau eines massiven Schanztors und eines Wachturms weiter ausgebaut. Diese Maßnahmen unterstrichen die wachsende Bedeutung der Schanz als Kontroll- und Schutzpunkt an der Grenze zwischen dem Habsburgerreich und dem Allgäu.
Im 18. Jahrhundert wandelte sich die Nutzung des Standorts: Zwischen 1786 und 1891 diente die Walserschanz als offizielle Zollstation. Reisende, Händler und Bauern mussten hier ihre Waren verzollen – die Schanz wurde zum Tor zwischen zwei Regionen. Diese Rolle als Grenzposten verlieh dem Ort eine neue, administrative Bedeutung.
Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung war das Jahr 1798, als die erste Gaststätte an diesem Ort eröffnet wurde. Der Gasthof markierte den Beginn der touristischen Nutzung der Walserschanz – eine Entwicklung, die sich mit dem aufkommenden Alpentourismus im 19. Jahrhundert weiter verstärken sollte. Was einst ein militärischer Kontrollpunkt war, wurde so schrittweise zu einem Ort der Begegnung, Gastfreundschaft und Kultur.
Zwischen 1862 und 1886 beherbergte der Gasthof Walserschanz das einzige Postamt im gesamten Kleinwalsertal. In einer Zeit, in der es noch keine Telefonleitungen, geschweige denn digitale Kommunikation gab, stellte dieses Postamt die wichtigste Verbindung der Talbevölkerung zur Außenwelt dar. Briefe, amtliche Dokumente und Waren wurden hier aufgegeben und entgegengenommen – ein zentraler Ort für Information und Austausch. Besonders bedeutsam war diese Einrichtung, da das Kleinwalsertal durch seine geografische Lage – vollständig von deutschem Staatsgebiet umgeben – eine österreichische Enklave bildet. Die Walserschanz war damit eine essenzielle Schnittstelle zwischen dem Hochgebirgstal und dem restlichen Alpenraum.
Ein tiefgreifender Wandel erfolgte im Jahr 1891 mit dem Abschluss des sogenannten Zollanschlussvertrags zwischen Österreich und dem Deutschen Reich. Dieser Vertrag regelte, dass das Kleinwalsertal fortan zollrechtlich Deutschland angeschlossen wurde – obwohl es politisch nach wie vor zu Österreich gehörte. Für die Region bedeutete das nicht nur eine erhebliche Erleichterung im Waren- und Personenverkehr, sondern auch einen massiven wirtschaftlichen Impuls.
Mit dem Wegfall von Zollschranken und der besseren Anbindung an den deutschen Markt erlebte das Tal einen Aufschwung im Handel, in der Landwirtschaft und zunehmend auch im Tourismus. Die Walserschanz blieb dabei ein zentrales Nadelöhr: Als Grenzposten, Gaststätte, Postamt und Treffpunkt war sie Dreh- und Angelpunkt für Handel, Verwaltung und Begegnung – und damit ein Symbol für die Öffnung des Tals und seinen Übergang in die Moderne.
Im Jahr 1936 wurde der ursprüngliche Gasthof Walserschanz abgerissen und durch einen repräsentativen Neubau ersetzt, der den gestiegenen Ansprüchen an Komfort und Funktionalität gerecht wurde. Der Neubau spiegelte den Wandel der Zeit wider und bot Gästen eine zeitgemäße Unterkunft sowie moderne Einrichtungen.
Rund zwanzig Jahre später, im Jahr 1956, wurde die Grenzbrücke neu errichtet. Diese Brücke stellt eine wichtige Verbindung zwischen dem Kleinwalsertal und dem Allgäu dar und war ein bedeutender Schritt in der fortschreitenden Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur an diesem historischen Grenzpunkt.
Im Jahr 2013 endete der Betrieb schließlich, womit an diesem traditionsreichen Ort ein bedeutendes Kapitel der Gastfreundschaft geschlossen wurde... bis jetzt!